Das Kino-Film-Musical „Mademoiselle Marie“ der „Telefilm Medienprojekte“ und der „Cadolzburger Burgfestspiele“ wurde jetzt in Rom bei einer Tagung der Akademie für Film- und Fernsehdramaturgie mit dem Namen „Top-Talente“ als gelungenes Beispiel für „Versöhnung im und durch Film“ gezeigt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Fragen, ob sich „massives Unrecht verzeihen ließe“, und „wie man lernen könne, erlittenes Unrecht zu verzeihen“. Zu der Tagung eingeladen waren auch die Fürther Urheber von „Mademoiselle Marie, Autor Fritz Stiegler, Filmproduzent Peter Ponnath und Komponist Matthias Lange, der jedoch aus Termingründen nicht mitkommen konnte und deshalb vom Vereinsvorstand der Cadolzburger Burgfestspiele, Thomas Dröge, vertreten wurde.
Drei Tage lang diskutierten die 40 Teilnehmer aus Soziologie, Diplomatie, von Film und verschiedenen Fernsehanstalten die gerade heute wichtige Frage, wie „Vergebung gelingen kann“, in Zeiten von „Social Media“, mit immer tieferer Spaltung der Gesellschaft in Meinungsinseln und Echoblasen. So stellte Professor Alexander Filipovic von der Freien Universität München medienethische Fragen und verwies auf die besondere Verantwortung der Medien für unser Gemeinwohl, während der Psychologe und von Papst Franziskus zum Konsulator ernannte Hans Zollner die Mechanismen von Vergebung anhand des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn aufzeigte.
Volker Stanzel, früher deutscher Botschafter in China und Japan, zeigte auf, welche Bedeutung der Wille zu Versöhnung für die Friedenspolitik international hat und wie diese im diplomatischen Umfeld gelingen kann, während Clemens Albrecht, Professor an der Universität Bonn über „Versöhnung und gesellschaftliche Dysbalancen“ referierte.
An Filmen wurden gezeigt die Schweizer Produktion „Lina“ von Anne Walser, in der es um das früher erlaubte „Wegsperren von liderlichen Personen“ in der Schweiz geht, der deutsche Spielfilm „Kaddisch für einen Freund“, der die Freundschaft zwischen einem alten russischen Juden und einem jungen Araber beschreibt, sowie die Fürther Kinoproduktion „Mademoiselle Marie“ als Abschlussfilm, der die Versöhnungsleistung zwischen Deutschen und Franzosen zum Thema hat.
Produzent Peter Ponnath berichtete von der Entstehungsgeschichte des einzigen fränkischen Musical- und Heimatfilms und stellte die Bedeutung der Musik als Mittel zum Transport von Informationen heraus. „Erst wenn Informationen emotional unterfüttert werden, gelangen sie ins Langzeitgedächtnis“, zitierte er und bezog sich dabei auf die Forschungsergebnisse des Gedächtnisforschers und Medizin-Nobelpreisträgers Eric Kandel. Fritz Stiegler wiederum erzählte, dass die Hauptfigur des Films, der Zwangsarbeiter Francois Simonet, tatsächlich existierte, auf dem Hof seiner Großeltern beschäftigt war, und bis heute in der Familie nicht vergessen ist, obwohl er wenige Tage vor Kriegsende durch die Kugel eines SS-Mannes ums Leben kam.
Thoma Dröge berichtete vom ungeheuren Verwaltungs- und Überzeugungsaufwand, den er als Coproduzent von Bühnenmusical und Film zu bewältigen hatte. Doch die Mühe habe sich gelohnt, denn die gesamte Produktion selbst, Bühnenstück und Film, habe sich zu einer Friedens- und Versöhnungsaktion entwickelt. So sei das Musical schließlich in Oradour-sûr-Glane aufgeführt worden, den Ort, dessen gesamte Einwohnerschaft 1944 von der SS hingerichtet worden war. Aus diesem hätten sich gute Freundschaften zu den dort lebenden Nachkommen entwickelt. Versöhnung auf unterer Ebene, zwischen denen, die es angeht, und die verordnete Feindschaften unmöglich machen können, wenn sie sich kennen und gegenseitig wertschätzen.